Seien Sie die Führungskraft, die Sie früher für sich gerne gehabt hätten

Vielen in der Kommunikations- und Personalwelt ist Simon Sinek ein Begriff. Nicht nur durch seinen Golden-Circle, sondern auch durch sein klares Bild mit anschaulichen Beispielen, wie moderne Führung gelingen kann. Sinek lehrte an der Columbia University strategische Kommunikation. Nun ist er als Keynote-Speaker und Unternehmensberater unterwegs, hilft Unternehmen und Führungskräften dabei, Kommunikation sinnvoll einzusetzen. Für viele Führungskräfte ist Kommunikation ein kleiner Teil der Führung. Die Lehre sieht das gänzlich anders, in der Wissenschaftslektüre wird Führung wie folgt definiert:

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Führung und Kommunikation sind untrennbar miteinander verbunden. Sinek legt dies in etlichen Beispielen dar. Auch der in der westlichen Welt der Wissensarbeiter protegierte Irrglaube an Performance. Da werden aus Performance-Glaube lieber toxische Egomanen eingestellt als die Menschen, die mit Vertrauen ein Team pushen und motivieren können.

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Old-school Manager

Viele Führungskräfte sind sozialisiert worden durch ihre eigenen Führungskräfte, dem Umfeld, in dem sie beruflich sich entwickelt haben und einem Wertesystem. Oftmals findet man dort die gleichen Elemente. Führungskräfte, die sich wie Manager verhalten. Denen Reportings und Zahlen der Vergangenheit wichtig sind. Die nach dem Führungsprinzip Kontrolle und Weisung agieren, die per Basta Dinge Entscheiden, Diskurse unterbinden, die Mitarbeiter als Untergebene sehen, die angetrieben werden müssen. Für die Autorität mit der Rolle einher geht. Die sehr gerne micromanagen, mit Geld und Angst steuern, die Respekt einfordern und gerne mal ein Exempel statuieren. Die wenig Freiraum lassen, keine ungefragte Kommunikation zu anderen Bereichen zulassen, die sich Dinge vorbereiten lassen und dann irgendwo präsentieren. Kontrolle als Führungsparadigma und pyramidale Kontrollsysteme werden gepflegt. Und doch entsteht hier kein einziges bisschen Innovation. Wieso werden solche Führungskräfte immer noch toleriert, sogar gefördert? Ganz zu schweigen von der dunklen Triade, die immer noch ihren Raum haben darf. Das sind alles Elemente einer rein toxischen Führung. Ebenso wie die Abwesenheit des Satzes “ich weiß es nicht”, weil man als echter Manager eben alles wissen muss. Diese falsche Konfidenz ist ein solcher Killer Ihrer Unternehmenskultur.

Unfuck the Management

Führungskraft oder besser Leader zu werden gleicht einer Wandlung – oder neudeutsch Transition. Manche gehen schnell hindurch, manche langsamer, viele auch gar nicht. Bei unserem Einstieg in einen bestimmten Job ist das zentrale Ziel, schnell und zügig diesen ordentlich zu machen. Gut zu sein, in dem was wir tun. Damit erfüllen wir die Erwartungen an unsere Einstellung. Unser Arbeitgeber gibt uns viel Raum, das Wissen aufzubauen, welches nötig ist, den Job gut zu erledigen. Dabei gibt es viele Trainings, Schulungen und Fortbildungen. Ob es um eine spezifische Software geht, Abläufe die wir lernen, ungeschriebene Gesetze und vieles mehr. Früher wurden Aufgaben von oben nach unten dekretiert. Dieser autoritäre Führungsstil versagt heute, weil er die Bedürfnisse der Untergebenen außer Acht lässt. Die Basics für die Führungskraft haben sich massiv gewandelt. 

Führungskräfte brauchen Empathie. Während in den tradierten Führungskarrieren der Vergangenheit die Fähigkeit zum Managen komplexer Themenstellungen und die Detailorientierung hervorstechend waren, gilt heute die wesentliche Kompetenz der Empathie als essenziell. Die Fähigkeit, erfolgreich zu kommunizieren, zuzuhören, mit Mitarbeitern zu interagieren, Wünsche und Erwartungen der Mitarbeiter zu verstehen und ein professionelles Miteinander aufzubauen, stechen hierbei hervor. 

Manche Führungskräfte fehlinterpretieren die Führung im Sinne von: “Ich entscheide nun”. Doch weit gefehlt. Führung ist die zielgerichtete Einflussnahme auf andere durch Kommunikation!

Und damit haben Sie den Auftrag. Die Firma hat Ihnen eine Führungsrolle übertragen, um die Geschäftsstrategie zu erfüllen. Dabei führen Sie nicht nur den Prozess innerhalb der Firma, sondern auch Mitarbeiter zur Erfüllung Ihres Wertschöpfungsbereichs. Und bei der Führung können Sie vieles falsch machen. Ich habe in den letzten 20 Jahren sehr oft erlebt, dass Führungskräfte in Interviews den Eindruck vermittelt haben, dass sie so großartig wären, der Kandidat müsste eigentlich noch Geld mitbringen, um für diesen Superstar arbeiten zu dürfen. Skurril bis bizarr ist das. 

Hier finden Sie meine Tipps für gutes Verhalten eines Leaders. Das sind Aspekte, die Sie einfach übernehmen können. Oder, falls Sie interessiert daran sind, die tradierten Managementmethoden abzulegen, nehmen Sie sich einen Coach, der Ihnen bei der Adaption hilft. 

Tipps für gutes Verhalten eines Leaders

  • seien Sie da (erreichbar, ansprechbar, nehmen Sie sich Zeit) 
  • bieten Sie Freiheit und Autonomie 
  • lassen Sie die Fachlichkeit los
  • bleiben Sie in Ihrem Verhalten und Ihren Entscheidungen transparent 
  • geben Sie Ihrem Umfeld eine Vision 
  • bieten Sie positiven Raum für Fehler und etablieren Sie eine Fehlerlernkultur 
  • messen Sie nicht mit zweierlei Maß. Bleiben Sie konsequent kongruent 
  • Konflikte können Sie nicht ignorieren. Sie müssen Probleme und Konflikte lösen 
  • gewinnen Sie Top-Leute für Ihr Team (und geben Sie Ihnen Freiraum, gut zu sein) 

Und wissen Sie was wichtig ist? Verständnis für die Situation Ihrer Leute zu haben. Leben Sie Empathie, auch wenn viele Führungskräfte das abtrainiert bekamen. Erfolgreiche Leader wissen, welche Themen ihre Kollegen umtreiben. Sie dürfen sich darin üben, nicht sofort Ihre Meinung rauszuhauen. Hören Sie aufmerksam und aktiv zu. Fragen Sie, was jetzt helfen würde. Sagen Sie auch mal: “Das weiß ich nicht”. Sie müssen als gute Führungskraft nicht auf alle fachlichen Fragen eine Antwort haben. Wenn Sie alleine alle Entscheidungen treffen, muss die Frage gestattet sein, weshalb Ihr Team da ist. 

Fehlertoleranz und eine Lernkultur, die tägliches Lernen als Maxime trägt, sind unerlässlich. Ich gönne mir jede Woche ein Wissensnugget. Sprichwörtlich will ich jede Woche was neues hören, ob das eine Konferenz, ein Webinar, Webcasts oder in Pandemiezeiten total en vogue die virtuellen Diskussionsrunden sind. Man lernt viel neues über Agilität, Führung in der Distanz, Selbstreflexion.

Fazit (tl;dnr)

Führung hat sich verändert vom tradierten Management zu einem transformational geprägten Leadership, welches Mitarbeiter befähigt, eigenverantwortlich und selbstbestimmt zu handeln. Micromanagement stirbt endlich aus, fällt aus der Zeit. Geprägt sind Leader mit der Fähigkeit, andere zu motivieren, als Coach und Sparringspartner zur Seite zu stehen. Es geht mehr um Kooperation als um Konkurrenzdenke. Vertrauen steht über allem, denn nur durch Vertrauen werden Sie mit Ihren Mitarbeitern Ihre Ziele erreichen. Das tradierte Command & Control muss hinter Ihnen bleiben! Und die Digitalisierung bringt neue Werte, neue Kompetenzen und neue Jobs hervor. Wir müssen das managen!

Beste Grüße 

Ihr Marcus K. Reif

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